Der Hamburger Unternehmer Henri Benthack gehörte zu den Pionieren der deutschen Bauwirtschaft. 1930 gründete er seine Baustoffgroßhandlung, die Witwe Gertrud „Gerdi“ Benthack nach seinem Tode im Jahr 1972 erfolgreich bis ins hohe Alter weiterführte.

Henri Benthack Baustoffhandel – 300 Mitarbeiter an sechs Standorten

Heute sind es mehr als 300 Mitarbeiter an sechs Standorten, damit gehört der Henri Benthack Baustoffhandel zu den größten norddeutschen Familienunternehmen. In der Arbeit der Henri Benthack Stiftung findet der Gedanke einer traditionell mittelständischen Verantwortung für Unternehmen, Mitarbeiter und Branche auf nachhaltige Weise Ausdruck.

Henri Benthack und seiner Frau Gerdi war dieser Gedanke – ebenso wie die Dankbarkeit für den eigenen Erfolg – immer sehr wichtig. Neben der Aus- und Weiterbildung von akademischem und handwerklichem Nachwuchs für die Bauwirtschaft hat die Stiftung sich auch der Denkmalpflege und der Kulturförderung verschrieben. 

Mit Herz und Verstand für mittelständische Werte einstehen

Henri Benthack war ein Unternehmer im wahrsten Sinne des Wortes. Er unternahm etwas, schuf Neues, wollte etwas bewegen, etwas schaffen, eine Zukunft bauen. Alles begann mit einer kleinen Firma, einem Büro im Domhof an der Mönckebergstraße, das er 1930 eröffnete. Gemeinsam mit seiner ersten Mitarbeiterin und Kontoristin, dem jungen Fräulein Gerdi Timplan, vergrößerte er das Geschäft stetig.

Die Firma Henri Benthack Baustoffe übernahm für die Paderborner Portlandzementwerke Atlas und das Portlandzementwerk Gebrüder Seibel in Erwitte die Generalvertretung in Norddeutschland, aus Fräulein Gerdi Timplan wurde 1935 Frau Gerdi Benthack, und ein Jahr später kam Tochter Sigrid zur Welt.

Wirtschaftswunder der Aufbaujahre

Benthack Baustoffhandel im Aufbau nach dem Krieg

Nach dem Krieg erlebten die Benthacks ihr persönliches Wirtschaftswunder: Bald fuhren 20 LKW mit Zement, Sand und weiteren Baustoffen für die Firma. Überall in Norddeutschland hieß es: „Wir bauen wieder auf“, und so konnte Henri Benthack sein Unternehmen auf ein solides Fundament stellen, das bis zum heutigen Tag sicher trägt.

1951 kaufte der Hamburger den ersten Lastzug zum Transport von losem Zement und sicherte damit einen sehr lukrativen Geschäftsbereich innerhalb der norddeutschen Baustoffbranche. 1959 gründete er mit drei weiteren Gesellschaftern das Frischbeton-Werk auf der Veddel, und zwischen 1959 und 1970 wurden Kies und Sand mit einer Flotte aus vier Motorschiffen – alle nach Mitgliedern der Familie Benthack benannt – auf der Elbe zum Betonwerk transportiert.

Für den Bau des Hamburger Elbtunnels zwischen 1968 und 1974 lieferte das Unternehmen 90.000 Tonnen Zement für die ersten drei Röhren.

Umstrukturierung und Wachstum

Nach dem Tode Henri Benthacks am 16. Oktober 1972 übernahm seine Frau Gerdi Benthack das Unternehmen. Gemeinsam mit den Geschäftsführern Klaus Lühmann und Hans-Joachim Steffen führte sie es erfolgreich in das einundzwanzigste Jahrhundert.

Fortschritt und Innovation behielt sie dabei ebenso im Blick wie die traditionellen Werte des deutschen Mittelstandes. Unmittelbar nach der Wende 1990 eröffnete die Firma Benthack neue Niederlassungen in Parchim und Grevesmühlen. Dies war Gerdi Benthacks ausdrücklicher Wunsch.

Als Deutschlands älteste aktive Firmenchefin kam Gerdi Benthack noch mit 100 Jahren regelmäßig montags in ihr Büro in der Hauptniederlassung in Billbrook, um sich mit ihrer Tochter Sigrid Schölzel, Unternehmensbeirat und Geschäftsleitung zu strategischen und operativen Fragen auszutauschen. Die große alte Dame des norddeutschen Baustoffhandels verstarb 2013 mit 101 Jahren, doch ihr Vermächtnis lebt weiter.

Eine Stiftung für den Nachwuchs der Baubranche

 

Über die Gründung seines Unternehmens sagte Henri Benthack einst: „Ich war jung, und ich war unerschütterlich davon überzeugt, dass ein Mensch, auch wenn er arm wie eine Kirchenmaus ist, alles werden kann, was er will.“ Es braucht Engagement, einen festen Willen – und auch etwas Glück in schwierigen Zeiten.

Diese Haltung und der unternehmerische Geist ihres verstorbenen Mannes in Kombination mit dem tiefen Gefühl der Verantwortlichkeit und Verpflichtung gegenüber den Menschen innerhalb der Baubranche, veranlasst Gerdi Benthack und ihre Tochter Sigrid Schölzel schließlich zur Gründung der Henri Benthack Stiftung.

Anlässlich des 75. Firmenjubiläums 2005 gründet sie die Stiftung. Die Bauwirtschaft in Norddeutschland, die den anhaltenden Erfolg der Benthack’schen Unternehmung erst möglich gemacht hatte, sollte und soll etwas zurückerhalten: eine Investition in die Jugend und in die Zukunft der Branche.

Stiftungsarbeit im Sinne des Namensgebers

Die Stiftungsarbeit ruht auf drei Säulen:

  1. Förderung der handwerklichen und gewerblichen Aus- und Weiterbildung in Bereichen des Bauwesens.
  2. Unterstützung des akademischen Nachwuchses in bauwirtschaftsnahen Fachrichtungen.
  3. Förderung und Erhalt von Kunst, Kultur- und Baudenkmälern.

Stiftungsvorstand Klaus Lühmann, der aus der Geschäftsleitung der Firma Benthack zur Stiftung wechselte, erklärt: „Wir unterstützen zum Beispiel jedes Jahr etwa 20 junge Leute, die Polier oder Meister werden wollen, indem wir einen Teil der Ausbildungskosten übernehmen.“ An den Hochschulen der Region finanziert die Stiftung wissenschaftliche Vortragsreihen und stellt neben Laborgeräten, Lehrmitteln und Fachbüchern auch regelmäßig Gelder für Promotionsstipendien zur Verfügung, um den besonders begabten Nachwuchs zu fördern.“

Die Benthack Stifung: Baudenkmäler schützen

Auch das Engagement der Stiftung für Kunst, Kultur und Baudenkmäler kann sich sehen lassen: Die Henri Benthack Stiftung war maßgeblich an der Sanierung von vier historisch relevanten norddeutschen Kirchen beteiligt. Sie hat einen großen Teil der Komplettrenovierung einer ehemaligen Friedhofskapelle in Hamburg-Wilhelmsburg finanziert, die heute kulturell genutzt wird. Auch eine Ausstellung des portugiesischen Künstlers Pedro Cabrita Reis in der Hamburger Kunsthalle, die eindrucksvoll die Verbindung zwischen Architektur und Kunst vermittelt, wurde von der Henri Benthack Stiftung bezuschusst.

Seit ihrer Gründung hat die Henri Benthack Stiftung Fördermittel, Stipendien und Hilfen in Höhe von fast einer Million Euro vergeben. Stifterin Gerdi Benthack wusste: Ob im handwerklich-gewerblichen Bereich als Polier oder Meister oder im akademischen Bereich als Bauingenieur oder Architekt – ist der Nachwuchs gut ausgebildet, profitiert nicht nur das eigene Unternehmen, sondern die gesamte Bauwirtschaft.